Eigenheim kann vielfältig sein

Leserbrief zum Gastbeitrag von Heiko Kasseckert (CDU) vom 6. März 2021 „Grünes Verbot vom Eigenheim schlägt fehl“

Herr Kasseckert schafft es in seinem Beitrag viele Halbwahrheiten und Behauptungen zu einem wilden Text zu vermischen. Zunächst einmal zum Offensichtlichen: Niemand, auch nicht Anton Hofreiter, hat ein Eigenheimverbot gefordert. Es ging in der Diskussion ursprünglich um ein neu ausgewiesenes Neubaugebiet im dicht besiedelten Bezirk Hamburg-Nord, in dem keine Einfamilienhäuser gebaut werden können. Das ist auch sinnvoll, weil diese Bauform große Flächen verbraucht, ohne viel Wohnraum zu schaffen, der aber in dicht besiedelten Städten knapp ist. Das sehen übrigens auch CDU-Parteikolleg*innen von Herrn Kasseckert aus betroffenen Kommunen wie Leipzig so.

Es können aber weiter auch in Hamburg in bestehenden Neubaugebieten Einfamilienhäuser gebaut werden. Es können bestehende Einfamilienhäuser im Altbestand gekauft und saniert werden. Es können auch überall Mehrfamilienhäuser gebaut werden, die mehr Menschen Wohnraum bieten. Auch das sind Eigenheime. Natürlich dürfen Eigentumswohnungen gebaut und gekauft werden. Gegen all das haben die Grünen nichts. Es geht darum, möglichst vielen Menschen den Traum vom Eigenheim zu ermöglichen, ohne immer mehr Flächen zu verbrauchen. Das heißt, die Grün- und Naturflächen nicht zu vernichten, in denen nicht zuletzt die Menschen aus den Eigenheimen sich erholen wollen. Und die auch das Klima braucht, damit wir nicht noch mehr heiße Sommer und Überschwemmungen bekommen.

Nicht jede*r aber kann und will sich ein Eigenheim leisten. Deshalb brauchen wir auch bezahlbaren Mietwohnraum, gerade in den Städten. Ein großes soziales Problem ist die Verdrängung von günstigem Mietwohnraum durch hochpreisige Eigentumswohnungen. Hier sind Umwandlungsverbote, Kündigungssperrfristen und Mietendeckel, die Herr Kasseckert wortreich kritisiert, wichtige soziale Instrumente. Richtig ist, wir brauchen eine gute Mischung: Mietwohnraum und Eigentum, günstigen Wohnraum – ob als Miete oder Eigentum – und hochwertigen Wohnraum. All das unterschlägt Herr Kasseckert. Soziale und ökologische Belange sind ihm offenbar egal. Er verfolgt nur ein ideologisches Ziel: die Grünen schlecht zu reden. Dabei fokussiert er sich auf eine mögliche Form des Wohnens und Bauens, das Einfamilienhaus. Die Grünen jedoch denken vielfältiger, sie wollen all das ermöglichen, soweit es sozial und ökologisch sinnvoll ist. Kein Mensch hat etwas gegen ein Einfamilienhaus im ländlichen Raum, das auf bereits versiegelten Flächen gebaut wird oder gar schon besteht. Aber in den Stadtzentren und Großstädten brauchen wir andere Lösungen. Welche und wie man diese erreicht, darüber kann man trefflich streiten. Aber Herr Kasseckerts Wortmeldung ist plumper Populismus, der wahrscheinlich den nahenden Wahlen in den Kommunen und im Bund geschuldet ist. Schade, das ist keine gute Werbung für konstruktive Politik.

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